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Who made my clothes? I made your hat! – Über Nachhaltigkeit in der Mode

Romy Marienfeld Inhaberin Faunauge für die Nachhaltigkeit in der Modeindustrie

Die globale Slow-Fashion-Bewegung ist ein wichtiger Teil, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und eine gerechtere Behandlung von Arbeiter:innen zu schaffen, die die Bekleidung der gesamten Welt anfertigen. Die Arbeitsbedingungen unter denen gefertigt werden, sind der Mehrheit der Konsumenten oft nicht bewusst oder werden bewusst ignoriert. Doch immer mehr VerbraucherInnen treten öffentlich auf, um das Missverhältnis umzukehren. Die Produzierenden bekommen ein Gesicht, treten nicht mehr in einer Masse auf, deren Bedürfnisse nicht gehört werden.

Was passiert nicht im Sinne von Nachhaltigkeit?

Die Kampagne „Who made your clothes?“ erinnert an den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza. Dabei ist das Rana Plaza nur ein Beispiel unter vielen Missständen in den produzierenden Ländern. Falsch läuft zum einen, dass die Sicherheitsbedingungen und die Bausubstanz der Fabriken nicht nur in Bangladesh sondern auch Vietnam u.a. extrem mangelbehaftet sind. Die Schneider:innen werden unter Androhung von Lohnkürzungen gezwungen, in einsturzgefährdeten Gebäuden zu arbeiten.

Zum anderen sind die gezahlten Löhne lebensunwürdig. Familien, die eigentlich auf dem Land leben, müssen sich trennen, da die Eltern in den Städten etwas mehr Geld verdienen. Jedoch sind die Entfernungsüberwindungen nicht so luxuriös wie bei uns in Deutschland. Pendeln heißt, sich nur ca. zweimal im Jahr zu sehen. Und wenn sich jemand beschwert oder gar in Gewerkschaften verbünden möchte, wird sie oder er noch körperlich bedroht.
Aber alles, was ich an dieser Stelle nur minimal zusammenfassen kann, lässt sich beispielsweise im Film „The True Cost“ viel besser erfahren. Eine absolute Empfehlung!

Turban bei Haarausfall durch Chemotherapie

„Na und? Ist doch einfach, so ’ne Mütze zu produzieren.“

Ach wirklich? Wer hat das schon mal probiert? Dazu gehört Verständnis und Know-How. Mützen für 2 €, T-Shirts für 4 €, Hosen für 10 €, Schuhe für 20 €? Wenn man kurz zusammenzählt, was gebraucht wird, um diese Kleidungsstücke herzustellen, merkt man schnell, dass das irgendwie nicht ganz aufgeht.

  • Rohstoffproduktion: Pflanzen auf Plantagen (Baumwolle), Wasser, Lohn der Ernetehelfer:innen, Schafe und Rinder (Wolle, Leder), Lohn der Farmer:innen…
  • Reinigung und Färbung: Wasser, Pigmente, Farbstoffe…
  • Weben, Zuschnitt, auf Rollen ziehen…
  • Transportieren: Schiff, Treibstoff, LKW, Bahn, Logistikzentren…
  • Nähgarn: Garnwerke…
  • Designer:innen: Lohn- und Materialkosten (Computerprogramme, Papier, Schreibwerkzeuge, Auswahl der Stoffe…
  • Zwischenhändler
  • Schneiderinnen und Schneider: Handwerk, Nähmaschinen werden von Menschen bedient…
  • Verpackung: Papierindustrie…
  • Fotos: Fotograf:innen, Models, Licht…
  • Energie & Zeit!

So, fertig bin ich noch lange nicht, aber ich glaube, es reicht für die Frage: Gibt es ein T-Shirt für 4 €?

Romy Marienfeld
Nachhaltige Mode von „Thought“ und „Armedangels“ aus den Leipziger Läden „Draufgänger“ und „Grünschnabel“

„Da kann man doch eh nichts ändern.“ Falsch!

Nicht auf billige Versprechen hereinzufallen, wäre ein Anfang. Die Fast Fashion suggeriert uns persönlichen Reichtum. „Ich kann mir die neueste Mode leisten, bin up to date, eine Fashionista! Ich habe so viele Klamotten wie eine Königin!“ Aber das hat nichts mit Stil oder einer starken Persönlichkeit zu tun, sondern nur mit einem von einer Minderheit gelenkten Massenverhalten. Denn nur für diese kleine Minderheit, die diese Mode bestimmt und plant, lohnt sich diese Bewegung finanziell. Viele Konsument:innen werfen diese schnell produzierten Kleidungsstücke weg und kaufen neue. Eine Teufelskreis, denn so gibt man in Summe in kurzer Zeit viel mehr Geld aus als man eigentlich im Schrank hängen hat.

Zudem entstehen unvorstellbare Müllberge, die – Achtung! – aufgrund unnatürlicher Inhaltsstoffe oft nicht einmal verrotten können.
Stattdessen können wir nämlich bewusst auch von Marken oder kleineren Labels kaufen, die der Slow Fashion Bewegung angehören und auf Nachhaltigkeit setzen. Diese produzieren nachhaltig, fair und auch top modisch! Das Klischee der Ökomode greift hier schon lange nicht mehr. Guckt mal im „Grünschnabel“ in Oelsners Hof in Leipzig zwischen Ritterstraße und Nikolaistraße vorbei.
Oder wenn ein Teil wirklich nicht mehr tragbar ist, näht es einfach um! Upcycling ist super. So wird weniger weggeworfen und bekommt ein neues Leben! Probiert es!

Rotes Rockabilly Kopftuch
Ein Vorteil von Slow Fashion: du unterstützt direkt lokale Unternehmer:innen

„Welche Vorteile bringen Slow Fashion und Nachhaltigkeit?“

  • Planetenfreundlich angebaute Rohstoffe
  • Vernünftig entlohnte Farmer
  • Keine auseinandergerissenen Familienstrukturen
  • Gesunde Arbeiter:innen
  • Energieeinsparung
  • Wassereinsparung
  • Länger haltbare Materialien
  • Hübsche Mode
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Information
  • Bildung
  • Stil

Zum Weiterlesen, Informieren, Staunen

Niemand, der so ähnlich denkt, denkt sich das alles aus. Aber viele schreiben viel mehr als ich und können Zusammenhänge besser darstellen. Daher schaut euch auch folgende Seiten an, es sind keine alternativen Fakten.

Romy Marienfeld Inhaberin Faunauge
Das Gesicht hinter dem Label Faunauge: I made your hat!

Und jetzt ich! I made your hat!

Bei mir landen oft herrliche Stoffspenden von Kollegen und Freunden. Dafür danke ich euch allen! Zum Beispiel Julia Seyfarth, die eine große Rolle für Faunauge spielt. Oder auch Janet Sprotte von Zaneta Brautmode. Daraus stelle ich meine Unikate an Brautaccessoires, Brautgürteln, Kopfschmuck und Gothic Accessoires her. Mittlerweile gibt es von Faunauge auch aufwendige Vintagehüte. Alles hergestellt in meinem Atelier. Alles, was ihr bei mir bekommt, ist komplett Handarbeit im Sinne der Nachhaltigkeit. Es braucht Zeit zur Konzeption, Materialzusammenstellung und natürlich Herstellung. Aber diese Zeit nehme ich mir gerne für euren Schmuck!
© Faunauge