Man sagt, dass man eine Chance bekommt, wenn man gerade nicht an sie denkt. So erging es mir einst auf dem großartigen Festival der Schwarzen Szene in Leipzig, dem Wave Gotik Treffen. Es begab sich, dass ich meinen Lieblingsmetverkäufer (ich gehe seit Jahren am liebsten zu einem Stand auf der Moritzbastei) auf dem Weg von einer Festivallocation zur nächsten in der Straßenbahn traf. Ohne zu wissen, dass ich Hüte baue, erzählte er mir, er bräuchte einen großen Schiffshut, wüsste aber nicht, wo man so etwas spezielles fände. Ich bot ihm an, seinen ganz eigenen, individuellen Schiffshut als Kundenanfertigung zu bauen. Wir trafen uns noch einmal später in der Sixtina, einer Absintherie in Leipzigs City, um alle Einzelheiten zu besprechen. Ich machte mich sofort ans Werk!
Erste Bauphase
Diese Materialien und Werkzeuge legte ich mir bereit: neben einem scharfen Messer, einer Säge und einer Bohrmaschine brauchte ich Holzkaltleim, verschiedene Zangen, Schleifpapier und Lack. Den Mast hab ich zugespitzt und schon einige Segel aufgezogen und schwarz lackiert.
Aufsetzen der Segel
Um den Holzmast auf den Schiffshut aus Filz zu setzen, brachte ich einen Metallbügel auf der Hutkrone an. Die Segel wurden an die Masten genäht und mit vielen Nähten an der Hutkrempe befestigt. Die Nähte dienten auch schon zur Zierde als Schiffstaue. Durch die gesteiften Segel sieht es so aus, als ob der Wind richtig kräftig wehte.
Die Galionsfigur des Schiffhutes
Da ich in keinem Perlenladen eine mir passend erscheinende Galionsfigur auftreiben konnte, schnitzte ich eben selbst eine. Eine richtig anstrengende Angelegenheit. Ganz verschont blieben meine Finger dabei leider nicht. Auf den Holzkorpus drückte ich Fimo und formte den Galionsfigurenkörper aus. Mit Blattmetall und Acryllack gab ich ihr ein morbides Äußeres.
Ahoi!
Tschüß, du riesiges Schiff! Ahoi! Einmal kam der Schiffshut zu mir zurückgesegelt. Ich reparierte eine kleine gerissene Stelle, mein Kunde wartete gleich, ich war schnell fertig. Als wir uns während der Reparatur unterhielten, stellte sich heraus, dass er und seine Freundin zu einer Feier möglicherweise im „Schiffspartnerlook” gehen wollten. Die Feier war aber schon sehr bald. Ich hatte aber zufälligerweise noch den kleinen weißen Hut von einer theatralen Modenschau. Nun segeln also die weiße „Flying Dutchman” und der schwarze „Big Revenger”, so nannte ich meine Hüte, zusammen durch die Welt!
© Faunauge